Referat beim Altstadtverein Steinau über die Instandsetzung des "Roten Ochsen"
Bericht der Kinzigtalnachrichten - August/September 2001 

Restaurieren mit Tücken

Alte Fachwerkhäuser haben ihren Charme. Doch was auf jemanden zukommen kann, der sich solch ein altes „Schätzchen“ kauft, berichtet der Bauleiter des ehemaligen „Roten Ochsen“ in Steinau, Ingo Hoss, beim Stammtisch des Altstadtvereines.

Vor zwei Jahren kauften Angelika und Ulrich Schaller aus Flörsheim das Gebäude in der Brüder-Grimm-Straße. Nach Steinau kamen sie durch ein befreundetes Ehepaar, das ihnen auf der Suche nach einem alten Häuschen, fernab ihrer lauten Einflugschneise das Frankfurter Flughafens helfen sollte.

„Planung wichtig“

Bauleiter Ingo Hoss erklärte, dass es nicht allzu viele Leute gebe, die sich mit der Restaurierung von Altstadtsubstanz auskennen. Hoss selbst ist gelernter Zimmermeister und als Restaurator im Handwerk sowie Sachkundiger im Bereich Holzschutz tätig. Seine Kenntnisse hat er unter anderem auf seiner dreijährigen Wanderschaft gesammelt. „Ein altes Haus zu sanieren, bedeutet viel Vorbereitung und Planung“, erklärte er. In das Haus des ehemaligen „Roten Ochsen“ habe es jahrelang hineingeregnet. Es sei eine Müllhalde gewesen und unsachgemäß von Vorbesitzern teilrestauriert worden.

Die erste Panne passierte durch den ersten Architekten (aus Frankfurt), den man mit der Arbeit an diesem Haus beschäftigte. Der übernahm vorhandene Pläne des Hauses, ohne noch einmal zu vermessen. Sie stellten sich, wie man später feststellte, als falsch heraus. 50 000 Mark kostete es, den Schutt aus dem Haus beseitigen zu lassen, bevor man sich an die Dacharbeiten machen konnte.

Denn hier musste man anfangen, da das Haus im Lehmbauweise gefertigt ist und abtrocknen musste. Zu 75 Prozent war das Dach durch Feuchtigkeit und Schädlinge baufällig. Nachdem eine neue Dachkonstruktion fertig war, bemängelte ein Prüfer die Statik, Zwölf Tonnen Stahl hätten das Haus seiner Meinung nach schützen sollen. Jedoch waren die Berechnungen, die ein Lehrling gemacht hatte, falsch, sechs Tonnen reichten letztendlich aus.

Als das Dach auf dem Haus war, stellte man zudem fest, dass Fundamente gemacht werden müssten, da vorhandene Stützen nicht über Fundamente verfügten. Jedoch galt es noch zwischen 40 und 50 Tonnen Schlamm aus dem durch Grundwasser feuchten Keller zu entfernen. Eine Mauser, ebenfalls ohne Fundamente, musste abgerissen und neu aufgebaut werden.

Hoss informierte über tierischen und pflanzlichen Befall, der im Haus zu finden war. Gleichzeitig informierte er über Schädlinge stand für Fragen aller Art bezüglich der Restaurierung zur Verfügung.

Gefährliche Silikonfarben

Er warnte davor, Fachwerke mit Silikonfarben zu streichen, die das Holz mit der Zeit verrotten lassen, wie es bis in die 80er Jahre üblich war, als man noch wenig über die richtige Restaurierung von Fachwerk wusste.

Der „Rote Ochse“ soll übrigens in Teilen Ende des Jahres bezugsfertig sein. Steinau (sth)