Höchtser Kreisblatt - April 2004 

Fäulepilz zerfrisst das Fachwerkhaus

Höchst. Das Dalberghaus, auch Dalberger Hof genannt, erstrahlt im neuen Glanz: Der ehemalige Adelshof an der Bolongarostraße wurde gerade vom Hochbauamt für einige Tausend Euro saniert. Doch eigentlich müsste noch viel mehr Geld in das historisch bedeutende Haus aus dem 14. Jahrhundert gesteckt werden: Über einen Gutachter war im vergangenen Jahr ein Sanierungsbedarf in Höhe von 107 000 Euro festgestellt worden. Das Haus, dessen oberen Geschosse seit dem Umbau der Verwaltung und Ateliers der Höchster Porzellan-Manufaktur (HPM) in die „gläserne Manufaktur“ am Höchster Stadtpark leer stehen, beherbergt nur noch eine Verkaufsstelle der Manufaktur. Das Liegenschaftsamt, der Eigentümer des Dalberghauses, würde den mittelalterlichen Hof gerne verkaufen, doch mangelt es derzeit an Interessenten.

Im August 2002 waren Teile der Fassade heruntergebröckelt; die Stadt untersuchte das Haus daraufhin über eine Hebebühne und unternahm eine „Sanierungsbefahrung“. Im März 2003 wurde ein Spezialist aus Kriftel zu Rate gezogen, der Holzgutachter Ingo Hoss. Er diagnostizierte Pilzbefall in den Fachwerkbalken: Glücklicherweise kein Hausschwamm, aber der Haus-Porling, der das Holz zersetzt. „Man konnte einen Zollstock 50 Zentimeter tief ins Holz schieben, so porös war das“, erinnert sich die mit den Arbeiten beauftragte Diplom-Ingenieurin im Hochbauamt, Christine Hammel.

Nach der Kostenschätzung für die Totalsanierung winkte das Liegenschaftsamt ab: zu teuer. Um weitreichendere Schäden zu vermeiden, drängte das Hochbauamt auf eine Mindest-Restaurierung. Diese Arbeiten, ursprünglich mit 8000 Euro veranschlagt, dürften etwa doppelt so teuer gekommen sein, weil mehr ausgetauscht werden musste als vorgesehen. Begonnen worden war im Dezember, jetzt im April wurde das Gerüst abgebaut. Unter anderem wurden Fachwerkteile ausgetauscht und der Pilz großflächig weggeschnitten. Zum Schluss erhielt das Holz einen neuen blutroten Anstrich nach historischem Vorbild.

„Das ist leider nur Stückwerk“, sagt Dr. Stefan Timpe vom Denkmalamt. Er sei zwar froh, dass zumindest die „kleine Sanierung“ jetzt verwirklicht sei, doch könne man es dabei nicht bewenden lassen: „Bei der letzten Sanierung in den Siebzigern wurde nicht denkmalgerecht vorgegangen. Da wurde eifrig Spritzbeton und Zement verwendet, etwa zur Füllung der Gefache.“ Jetzt stimmt zumindest die Optik des Hauses wieder, was schon ein Erfolg sei. Auf längere Sicht sei die Stückwerk-Reparatur aber „denkmalfachlich unbefriedigend“. Holger Vonhof